Nachruf auf Walter Brändle
Der Wildensteiner Singkreis trauert um einen seiner Gründungsväter, jahrzehntelangen musikalischen Leiter und spirituellen Impulsgeber: Walter Brändle ist im Alter von 97 Jahren gestorben.
Schon vor dem Zweiten Weltkrieg gehörte er zum Kreis um den Beuroner Benediktinerpater Hariolf Ettensperger, aus dem der von ihm geliebte Singkreis entsprang. Er prägte mit seiner musikalischen Kreativität und Sigmaringer Durchsetzungskraft über Jahrzehnte die Geschichte des Singkreises. „Walter Brändle heißt der Meister, Walter Brändle ist der Held, Walter Brändle ist der Kleister, der die Kunst zusammenhält“, so ein zeitgenössisches Gedicht. Er selbst trug mit seinen gereimten Weisheiten und Sprüchen zu unserer lebendigen, kreativen Kultur bei - hintergründiger Humor immer inklusive: „Wer möchte einen Schnaps? - die Predigt war so fett!“, hörte man ihn spitzbübisch am Sonntag in Schwäbisch Gmünd in die Runde fragen.
Das Spirituelle und ein Leben aus dem Glauben waren ihm sehr wichtig, die Quelle dafür war das Benediktinische und damit der Singkreis. Tief geprägt von den Schrecken des Krieges arbeitete er an einer Erneuerung des Glaubenslebens mit. Auf Burg Wildenstein konnten damals auf dem Singkreis neue Formen und freiere Formate bereits gelebt werden, die erst später in der katholischen Kirche ankamen. Die Musik stand dabei immer mit im Zentrum, „weil die Engel insgemein selbsten Musikanten sein“. Die „Blaue Wisla“ im Schwarzbuch hat er uns komponiert. Legendär ist auch seine Tonabnahme am Brillengestell, wenn in der Schenke spät Nachts angestimmt werden sollte.
Auch nach seiner aktiven Zeit auf der Burg blieb er seinem Singkreis nicht nur durch die zahlreich geschlossenen Familienbande eng verbunden. Wir trauern mit seiner Familie und werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.